Verordnung zum Schutze des Südteiles (Gemeindegebiet Rothenthurm) der Hochmoorebene Biberbrugg-Rothenthurm
(Vom 28. März 1995) Das Justizdepartement des Kantons Schwyz, gestützt auf § 10 des Planungs - und Baugesetzes vom 14. Mai 1987 2 , auf die §§ 5 lit. c und 7 Abs. 2 der Verordnung über den Biotopschutz und den ökologi- schen Ausgleich vom 24. September 1992 3 , auf Art. 18a Abs. 2 des Bundesge- setzes über den Natur - und Heimatschutz vom 1. Juli 1966 4 sowie auf die Bun- desverordnungen über den Schutz der A uengebiete von nationaler Bedeutung (Auenverordnung) vom 28. Oktober 1992 5 , über den Schutz der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung (Hochmoorverordnung) vom 21. Januar 1991 6 und über den Schutz der Flachmoore von nationaler Bedeu tung (Flachmoorverordnung) vom 7. September 1994 7 verfügt:
I. Zweck, Geltungsbereich
§ 1 Zweck
1 Das Gebiet der Hochmoorebene Biberbrugg- Rothenthurm (Südteil) wird zum geschützten Gebiet erklärt.
2 Der Schutz bezweckt die Erhaltung, Pflege und Förderung des Gebietes B i- berbrugg- Rothenthurm (Südteil) als Lebensraum der darin typischen Pflanzen- und Tierwelt mit offenen Hochmoor -, Zwischenmoor -, Ried- und Auenbereichen sowie typischen Sukzessionsstadien. Ausserdem soll das Landschaftsbild in seiner Eigenart bewahrt bleiben.
§ 2 Geltungsbereich
1 Die Schutzgebiete werden in folgende Zonen unterteilt: Zone A: Naturschutzzone A (gelb) Zone B: Naturschutzzone B (orange) Zone C: Umgebungszone (grün) Zone D: Waldzone (punktiert)
2 Die geschützten Gebiete umfassen die im Schutzplan Massstab 1:5000 vom
28. März 1995 abgegrenzten Gebiete. Die Grenzen der Schutzgebiete und die
Zonenabgrenzungen werden, soweit erforderlich, in Absprache mit den Grundei- gentümern und Bewirtschaftern im Gelände markiert.
3 Der Schutzplan und der Pflegeplan sind Bestandteile dieser Verordnung. Il. Allgemeine Zonenvorschriften
§ 3 Grundsatz
1 Vorkehrungen, welche dem Schutzzweck entgegenstehen, sind innerhalb der Schutzgebiete nicht gestattet.
Vereinbarungen gehen den Schutzvorschriften vor.
§ 4 Allgemeine Verhaltensvorschriften
In den Schutzgebieten ist untersagt: a) das Lagern und Campieren sowie das Überlassen von Flächen hiezu; b) das Feuermachen, ausgenommen im Rahmen der zulässigen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung ausserhalb von Ried- und Moorflächen; c) das Liegenlassen und Wegwerfen von Abfällen und dergleichen; d) das freie Laufenlassen von Hunden, ausgenommen im Rahmen der bewilli g- ten Jagd sowie mit Ausnahme der landwirtschaftlichen Nutzhunde; e) das Reiten ausserhalb der markierten und befestigten Wege; f) das Töten, Verletzen, Fangen oder Stören von wildlebenden Tieren, ausge- nommen im Rahmen der bewilligten Jagd und Fischerei; g) das Pflücken, Ausgraben oder Zerstören von wildwachsenden Pflanzen; h) das Ansiedeln von standortfremden Tieren und Pflanzen; i) das Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern.
§ 5 Betreten, Befahren
1 Die Schutzgebiete dürfen in den Zonen A und B in der Zeit vom 16. März bis
10. November nur auf den markierten, im Schutzplan speziell bezeichneten We-
gen betreten werden.
2 Vom Betretungsverbot gelten folgende Ausnahmen: a) den Grundeigentümern, Bewirtschaftern sowie den Unterhaltsequipen öf fent - licher Versorgungswerke ist unter Beachtung der Schutzvorschriften das B e- treten der Schutzgebiete zur Erreichung ihrer Grundstücke, beziehungsweise ih rer Anlagen jederzeit gestattet; b) für die Ausübung der Patentjagd und der Patentfischerei können die Schut z- gebiete nach Massgabe der jährlichen Jagd- und Fischereivorschriften betr e- ten werden; c) den vom zuständigen Departement bezeichneten Aufsichtsorganen ist das
3 Das Befahren der im Schutzplan mit einem Fahrverbot gekennzeichneten Strassen mit Motorfahrzeugen aller Art ist verboten. Vom Verbot ausgenommen sind Fahrten, die für die Bewirtschaftung sowie für den Unterhaltsdienst öffent- licher Versorgungsw erke notwendig sind. Die Fahrverbote werden mit dem Signal «Verbot für Motorwagen, Motorräder und Motorfahrräder» (Signal 2.14 gemäss Signalisationsverordnung, SR 741.21 ) an den im Schutzplan bezeichneten Standorten angezeigt und mit der Zusatztafel «Landwirtschaftsverkehr gestattet» vers ehen.
4 Über die Erteilung weiterer Ausnahmen befindet das zuständige Departement. Das Einverständnis der betroffenen Grundeigentümer oder Berechtigten bleibt ausdrücklich vorbehalten.
1 Bei geschlo ssener Sc hneedecke, wobei die S chneehö he mi ndest ens 20 cm be- tra gen mu ss, ist der Langlaufspo rt gesta ttet. Die Org anisatoren sind verpf lichtet, die Loi penmarkierung, Hi lfsbrüc ken und w eggewo rfene Abfälle am Saisone nde zu beseiti gen . Der Einsatz von Schneeve rfestigungsmi tteln is t untersagt.
2 Die Linienf ührung ist zwisc hen dem zustä ndi gen Depa rtement und den Organi- satoren abzusprechen.
§ 7 Bauten u nd Anla gen ; To rfabbau
1 Das Errichten und Ändern v on Bauten und Anla gen a ller A rt ist in sämt lichen Zonen untersagt. Als Bauten und Anla gen im Sinne dieser Veror dnung si nd insbeso ndere a lle Arten von Hoch- und Tiefbauten, Um- und Anbauten, Erho- lungseinricht ungen, Freileitun gen, Verkehrseinri cht ungen sowie Gel ändeverände- rungen (wie Abla ger ungen, Abgra bungen, Entwä sserungsgrä ben, Drain agen und Materialentnahmen) zu verstehen. Untersagt si nd insbes ondere a uch Ver ände- rungen der B achläufe.
2 Der Unterhalt bestehende r Bauten u nd Anl agen i st gesta ttet.
3 Der Torfabbau ist bew illigungspflich tig. Bewi lligungen werd en nur für Pflege- und Gestaltungsma ssnahmen e rte ilt.
§ 8 Bewi rtscha ftung
a) Allgemeines
1 Im Rahmen der nachfol gen den Bestimm ungen ist die a ngepa sste land- und forstwi rtscha ftliche Nutz ung zulä ssig.
2 Untersag t si nd in sämtlichen Z onen: a) das Beseitigen von Hecken, Feld geh ölzen, S trä uchern, Bäumen und Baum- gr uppen au sserhalb des Waldes sowie entl ang der Ba chufer; der periodische und absc hnittsweise Niederhalt ebetri eb i st gestattet; b) das Anlegen von neuen Äc kern u nd Gärt en; c) das Umpflügen und Neuansäen von S treu- und Wiesland; d) das Ausbrin gen von Klärschlamm o der dergleic hen; e) das Ausbringen von D üngerme ngen, welc he die Normen der Ei dgenö ssis chen Forschungsansta lt f ür P flanzenb au (F AP) für Naturwies en übersteigen; f) das Au fforsten ode r Anl egen v on Baumbest änden au sserhalb des Waldes.
3 Beweidete Gebiete, welche an die Zonen A oder B grenzen, si nd gegenüber diesen Zonen einzuzäunen. Bei der Herbstweide auf Flä chen der Zone B si nd diese gegenübe r der Naturschut zzo ne A einzuz äunen.
4 Vorbehalten bleiben die einzel nen Zonenvorschri ften sowie der Pflegeplan und die Pfl egeanleit ungen.
§ 9 b) Grabe nunterhalt
1 Entwä sserungsgräben dü rfe n so unterhalten wer den, da ss die Nutzung gemä ss Pfl egeplan möglich i st.
nicht meldepflichtig. Anderslautende Bestimm ungen im Rahmen der Pflegean- leitungen bleiben vorbehalten.
3 Der maschinelle Unterhalt bestehender Entwässerungsgräben ist meldepflichtig und unter folgenden Bedingungen gestattet: a) die Aus hubtiefe ist auf das notwendige Mass zu beschränken. Der Aushub bis auf den Mineralboden ist untersagt; b) die Gräben dürfen nicht verbreitert werden (maximale Breite 60 cm); c) der Grabenaushub ist wegzuführen oder zu zerkleinern und rechts und links entlang des Grabens zu verteilen.
4 Neue Entwässerungsgräben bedürfen einer Ausnahmebewilligung. Ill. Sondervorschriften für die einzelnen Zonen
§ 10 Zone A
1 Die Naturschutzzone A bezweckt die Erhaltung von Hoch- und Heidemooren, Flachmooren, S eg genrieder, Streuland, Fichten-Birken-Bruchwald, offenen Au- enbereichen und der traditionell genutzten Kulturelemente sowie die teilweise Rückführung intensiv bewirtschafteter Parzellen in einen möglichst naturnahen Zustand.
2 In der Zone A gelten neben den allgemeinen Zonenvorschriften folgende Nut- zungsbeschränkungen: a) Verbot der Vornahme von Meliorationen (Entwässerungen, Terrainverände- rungen) und Nutzungsänderungen; b) Weideverbot; c) allgemeines Düngeverbot und Verbot der Anwen du ng chemischer Pflanzen- schutzmittel; d) höchstens einmalige Mahd im Zeitraum vom 1. September bis 15. März. Anderslautende Vereinbarungen im Rahmen der Pflegeanleitungen bleiben vorbehalten; e) die Bewirtschaftung hat so zu erfolgen, dass die Vegetationsdecke geschont wird; f) Verbot für das Sammeln vo n Beeren und Pilzen.
3 Die Rückführung der im Pflegeplan speziell bezeichneten Flächen wird mit den Pfl egeanleitungen und in der Regel vertraglich geregelt.
§ 11 Zone B
1 Die Naturschutzzone B bezweckt die Erhaltung von langjährigen Wiesen mit Riedarten sowie von extensiv genutzten Auenrandbereichen.
2 In der Zone B gelten neben den allgemeinen Bestimmungen folgende Nut- zungsbeschränkungen: a) Verbot von Meliorationen und Nutzungsänderungen; b) ausschliessliche Verwendung von Mist als Dünger; c) Verbot der Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln;
1 Die Um gebung szone C bezweckt die W ahru ng des L andsc haftsbil des sowie die Vermei dung störender Einwirkungen auf die Natursc hutzzonen.
2 In der Zone C i st die intensive Grünl andnutzu ng (Sc hnitt und Wei de) gesta ttet.
3 Meliorationen sind verboten.
§ 13 Zone D
1 Die Zone D (Waldzone) dient der l angfristi gen Erhalt ung der o rts-, moor- und auentypischen Wälde r und Gehölze.
2 Soweit Pfl egeplan und Pfl egeanleitung ni cht s anderes bestimmen u nd der Sc hut zzw eck da durch nicht gefährdet wird, ist die forstlic he Nutzu ng na ch Ma ssgabe der Forstgesetz gebung gesta ttet.
3 Alle Holznutzungen in der Waldzone b edürfen entw eder ei ner forstam tlichen Bewil ligung oder einer Ausnahm ebewil ligung n ach § 17 dieser Veror dnung.
4 Der Wald u nd die Gehölze si nd dem Sc hut zzw eck entspre chend zu bewirtschaf- ten. Auf flächenha fte Nutz ungshi ebe ist zu verzicht en und an Stelle von An- pflanz unge n die Naturverjüngung zu fördern. Es sind die stan dortgemä ssen Waldgesellscha ften und a rtenreichen Waldr änder zu erhalten u nd zu fördern.
5 Die Zone A da rf durch die forstliche Nutzu ng nich t beeinträch tigt wer den.
§ 14 Pu fferzonen
An den im Schutzplan speziell bezei chneten Ste llen sind ö kologisch ausreichen- de Pufferzonen au szuscheiden. Diese si nd mit verwaltu ngsre cht lic hen Ve rträgen zwischen dem zuständigen D epa rtem ent ei ner seits und den Grun deigentümern und Bewi rtscha ftern anderseits zu re geln.
§ 15 Pfl egeplan
1 Der Pfl egeplan r egelt die Nutz ung u nd Pfle ge de r Sc hutz gebiete.
2 Gestützt auf die Schut zvorschri ften, d en S chutzpl an und d en Pfle geplan, kann das zuständi ge Depa rtement für bestimmte Fl ächen o der s pezie lle Nutzun gen (bestehe nde To rfstich- und Bewi rtscha ftu ngs hütten, Holzl agerplätze) Pflegean- leitungen erla ssen. Diese können von den Zonenvorsch riften abwei che nde Best- immungen enthalten.
§ 16 Meldepf licht
Unterha ltsarbeiten gemä ss § 9 Abs. 3 si nd meld epf lichtig. Zur a llfälli gen Über- prüf ung im Gelä nde sind die Meldungen mi ndest ens 14 Tage im voraus an das zustä ndige Departemen t zu r icht en.
§ 17 Ausnahmen
Das zuständi ge Departement ka nn auf Ges uch hin Aus nahm en von dieser Ver- or dnung und der gestützt darauf erla ssenen Bestimm ungen bew illigen, wenn da durch de r S chut zzw eck de r Verordnung nich t beein trächtig t wird.
§ 18 Ab gelt ungen und Bewi rtscha ftu ngs beiträge
Die Ausricht ung von Abgeltung en und Bew irts chaft ungsbe iträg en richtet si ch nach den Vorschr iften der Verordnung über d en Biotopsc hutz und den ö kologi- schen Ausgleich vom 24. September 1992 8 , sowie der Verordnung über Abgel- tungen und Bewi rtscha ftu ngsbei träge für Streue- und Trockenstan dorte vom
9. Dezembe r 1992
9 .
V. Schlu ssbestimmungen
§ 19 Unterla ssung der Nutzung und Ersat zv or nahme
Wird die zur Pflege notwendige Nutzung unterla ssen, entfä llt der Anspru ch auf Bewirtscha ftungsbei träge und das zust ändi ge De partement kann die notw endi ge Arbeit auf Kosten des Kantons durchf ühr en la ssen. Die Gru ndei gentümer und Bewirtscha fter sind vorgängig zu benachri chtigen. Über die Verwe ndung des Sc hnittgutes entscheide t das zuständige De partem ent.
§ 20 Widerha ndl ungen
1 Wer dieser Verordn ung zuwi der hande lt oder die mit ei ner Bewi ll ig ung verbun- denen Aufl agen ni cht e rfüll t, hat auf sei ne Kost en den vorschri ftswidrigen Zu- stand zu beseiti gen.
2 Das zustä ndi ge Depa rtement kann dem Pflichtig en eine angeme ssene Frist ansetzen und nach deren unb enütztem Abl auf die nöti gen Arbeiten zur Behe- bung des vorschriftswidrigen Zusta ndes durch ei nen Dr itten auf Kosten des Pf lichtigen vornehmen la ssen.
§ 21 Strafbestimmungen
Widerha ndl ungen ge gen diese Veror dnung wer den nach d en Vors chri ften der Verord nung über den S trafproze ss im K anton Schw yz vom 28. A ugust 19 74 10 mit Haf t oder Bu sse bestraft.
§ 22 11 Rechtsmi ttel
Ve rfüg ungen, die in Anwen dung der vorstehe nden Bestimmungen erla ssen wer- den, können n ach Ma ssgabe des Verwalt ungsr echtsp flegegesetzes vom 6. Juni
1974 12 an gef ochten werden.
§ 23 Fach kommi ssion
Das zuständi ge Depa rtement kann für den Vollz ug dieser Veror dnung eine bera-
1 Mit dem Inkrafttr eten dieser Verordnung findet die Verfügung einer vorsorgli- chen Massnahme zum Schutz des Moorgebietes Biberbrugg-Rothenthurm des Eidgenössischen Departementes des Innern vom 13. Dezember 1990 13 gestützt auf Ziff. 1.19 dieser Verfügung kein e Anwend ung mehr.
2 Öffentlic he Wege innerhalb der Schutzgebiete, die im Sch utzplan nicht als öffentlic h begehbar gekennzeichnet sind, werden aufgehoben . Davon ausge- nomme n sind die öffentlichen Wege gemäss Wegrodel.
§ 25 Inkrafttr eten
Diese Verordnun g wird im Amtsblatt publiz iert und in die Gesetzsammlung aufgenommen. Sie tritt rückwirkend auf den 1. Januar 1995 in Kraft. 14
1 Abl 1995 511 mit Änder ung vom 17. Dez em ber 2013 (RRB Anpas sung an neu e Kanton sver fas- sung, GS 23-97) .
2 SRSZ 400.100.
3 SR SZ 721.110.
4 SR 451 .
5 SR 451 .31.
6 SR 451 .32.
7 SR 451 .33.
8 SRSZ 721.110.
9 SRSZ 721.111.
10 SRSZ 233.110.
11 Fas sung vom 17. Dez ember 2013 .
12 SRSZ 234.110.
13 Abl 1990 1402.
14 Änderung vom 17. Dez em ber 2013 am 1. Jan uar 2014 (Abl 201 3 2974) in Kraf t get ret en .
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