Verordnung über die Mediation in der Jugendstrafrechtspflege (132.62)
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Verordnung über die Mediation in der Jugendstrafrechtspflege

Verordnung vom 16. Dezember 2003 über die Mediation in der Jugendstrafrechtspflege (JSRMV) Der Staatsrat des Kantons Freiburg gest ützt auf Art ikel 39a des Geset zes vom 27. Novem ber 1973 über di e Jugendst rafrecht spfl ege; auf Ant rag der Si cherhei ts- und Just izdirekt ion, beschliesst:
1. Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenst and

Diese Verordnung setzt den Rahm en und die Modalitäten für die Schaffung der i n Art ikel 39a des Ge set zes vom 27. Novem ber 1973 über die Jugendst rafrecht spfl ege vorgesehenen M ediation fest .

Art. 2 Defi nition

Di e M ediation i n der Jugendst rafrech tsp fleg e ist d as Verfah ren, m it d em die R icht erin oder der R icht er ei ne qual ifizierte und aut onom e Person, die Mediatori n oder den M ediator, beauft ragt , Gespräche i n Gang zu set zen, um eine freiwillig ausgehandelte Lö sung zu finden zwischen einer oder mehreren geschädi gten Personen und einer oder m ehreren m inderjähri gen Perso nen, die im An sch luss an ein en au f strafrech tlich relev anten Handl ungen beruhenden Konfl ikt beschul digt werden.

Art. 3 M ediationsorgane

1 Di e M ediation wi rd durch das B üro für Mediation durchgeführt , das dem Am t fü r Ju stiz ad ministrativ zu gewiesen ist.
2 Das B üro für M ediation verfügt über eigene und vom Ort der Ausübung der Jugendst rafrecht spfl ege get rennt e B üroräum lichkei ten.
3 Di e Mediation kann ebenfal ls durch ei ne von der zust ändi gen B ehörde hierfür bezeichnete Pers on durchgeführt werden.
2. Medi atori n oder Medi ator

Art. 4 Persö nlich e Qu alifik atio nen

1 Das Am t ei ner M ediatori n oder ei nes M ediators dürfen nur Personen ausüben, di e fol gende persön lichen Vorausset zungen erfül len:
a) Sie m üssen im Besitz eines Ho chschul abschl usses oder ei ner als gleichwert ig eracht eten Ausbi ldung sei n.
b) Sie m üssen über Kennt nisse des St rafrecht s und der Strafprozessordnung verfügen.
c) Sie müssen über ei ne fachl iche Ausbi ldung und ausgewi esene Fähi gkei ten i m M ediationsberei ch verfügen.
d) Sie dürfen ni cht im St rafregi ster ei nget ragen sei n für eine vorsät zlich begangene W iderhandl ung ge gen R edlichkei t und Ehre.
2 Di e M ediatori n oder der M ediator wi rd gem äss den Bestimmungen des Gesetzes ü ber d as Staatsp erso nal an gestellt.

Art. 5 Unabhängi gkei t

Di e Mediatori n oder der M ediator i st in der Ausübung des Am ts, insbesondere auch gegenüber der Jugendstrafrechtspflege, völlig unabhängi g.

Art. 6 Un parteilich keit

1 Di e Mediatori n oder der M ediator bevorzugt weder di e ei ne noch di e andere Ko nflik tpartei.
2 Si e oder er darf kei nerl ei Druck auf di e Part eien ausüben, um deren Zust immung zu ei ner Ei nigung zu erl angen.

Art. 7 Vertrau lich keit

1 Di e M ediatori nnen oder M ediatoren haben über al le ihnen in Ausübung des Am ts zur Kennt nis gel angt en Tat sachen und über di e Vorkehrungen, die sie getro ffen haben, an denen sie b eteilig t waren oder d ie sie u nterstü tzt
2 Es dürfen k eine v ertrau lich en In form atio nen an Dritte weiterg egeben werd en, es sei denn, dass alle an der Med iatio n beteilig ten Parteien damit
einverstanden sind oder die en tsprechende Mitteilung zu wissen schaftlich en oder statistisch en Zweck en erfo lgt.
3 Die von den Mediatorinnen oder Me diatoren zusam mengestellten Akten können ni cht wei tergel eitet ode r beschl agnahm t werden.
3. Verhältnis z ur Jugendstrafrechtspflege

Art. 8 Grundsat z

1 Das Mediationsverfahren kann von de r R icht erin oder vom R icht er i n jedem Stand des Verfahrens, sei es im Laufe der Unt ersuchung, i n der Urt eilsphase oder i m R ahm en der Urt eilsvol lstreckung i n Gang geset zt werden.
2 Mit Beg inn der Med iatio n wird das Strafv erfah ren vorläu fig ein gestellt.

Art. 9 Kriterien fü r d ie Deleg atio n

1 Di e R icht erin oder der R icht er kann di e Mediation anordnen, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
a) Di e geschädi gte Person oder das Opfer si nd i dent ifiziert worden. b) Die wesen tlich en strafrech tlich en Tatb estän de sin d erm ittelt wo rden.
c) Di e Tät erin oder der Tät er hat ein um fassendes Gest ändni s abgel egt.
2 Di e Zust immung der St aat sanwal tschaft bl eibt vorbehal ten.
3 In best immten Fäl len kann di e Richt erin oder der Richt er die Stellungnahm e der Mediatori n oder des M ediators ei nhol en, bevor si e oder er di e M ediation anordnet .

Art. 10 Inform ation der Parteien

1 Sobal d di e R icht erin oder der Richt er die Vorausset zungen für ein Mediationsverfahren als gegeben eracht et, set zt si e oder er di e Part eien sch riftlich Ken ntnis.
2 In der Fol ge ori entiert die M ediatori n oder der M ediator di e Part eien über ihre R echt e i m Zusam menhang m it di esem Verfahren, über die Freiwilligkeit und über die Tragweite des Verfahrens und die möglichen Konsequenzen ihres Entschei des für das Strafverfahren.

Art. 11 Übergabe der Akt en

1 Das M ediationsverfahren begi nnt form ell m it der Übergabe der Strafakt en an di e M ediatori n oder den M ediator.
2 Di e Richt erin oder der R icht er set zt der M ediatori n oder dem M ediator eine angem essene Fri st für di e Du rchführung der M ediation, wobei den Besonderhei ten des Fal les, i nsbesonde re der Nat ur der W iderhandl ung und der persönl ichen Si tuation der Part eien, R echnung zu t ragen i st.
3 Während des ganzen Verfahrens hat di e R icht erin oder der R icht er di e Ent schei dbefugni s über di e St rafverfol gung. Si e oder er kann si ch jederzei t über den St and der Ent wicklung der M ediation erkundi gen.
4. Medi ati onsverfahren

Art. 12 Vorgespräche

1 In der R egel lädt di e M ediatori n oder der M ediator i n ei ner erst en Phase die Part eien und i hre geset zlichen Vert ret erinnen oder Vert ret er i m Hi nbl ick auf di e Herst ellung ei nes erst en persönl ichen Kont akt s vor, um die Lage zu beurteilen und die zu unternehm enden Verfahrensschnitte abzuklären.
2 Sin d m ehrere Täterin nen o der Täter b eteilig t, kann zu denselb en Zwecken di e Unt erredung i n der Gruppe erfol gen.
3 Auf W unsch können di e Part eien si ch von i hren R echt sbei ständen und einer Vertreterin oder ei nem Vert ret er des Jugenda mts o der, im Falle der klagenden Part ei, von ei ner Person ihres Vert rauens i m Si nne des Bundesgeset zes über di e Hi lfe an Opfer von St raft aten begl eiten l assen.

Art. 13 Verfahrensablauf

1 Der Verfahrensabl auf der M ediation i st geprägt durch di e akt ive Suche nach einer Lösung m ittels Gesprächen, bei denen in der Regel alle Ko nflik tparteien an wesen d sein m üssen .
2 Die Sitzungen finden unter Ausschl uss der Öffentlichkeit und in der Regel in den R äum lichkei ten des B üros für di e M ediation oder an ei nem von der M ediatori n oder vom M ediator best immten Ort statt.
3 Jede Part ei kann zu jedem Zei tpunkt das Verfahren beenden. In diesem Fall m uss die Mediatorin oder der Me diator unverzüglich schriftlich oder im Verlauf eines vereinbarten Tre ffens darüber inform iert werden.
4 Di e Mediatori n oder der M ediator kann das Verfahren jederzei t aus wichtigen Gründen abbrechen, nam entlic h wenn sie oder er feststellt, dass die Auffassungen der Part eien al lzu sehr vonei nander abwei chen.

Art. 14 Verfahrensgarantien für die Parteien

Im Rahm en der M ediation verfügen di e Part eien über di e R echt e, di e i hnen in den Prozessordnungen ei ngeräum t werden.

Art. 15 Ergebni s der M ediation

1 Führt die M ediation zu ei ner Ei nigung, so wi rd di ese von jeder Part ei und gegebenenfal ls von den si e geset zlich vert ret enden Personen unt erzei chnet .
2 Führt die Mediation zu keiner Eini gung, so stellt die Mediatorin oder der Mediator i hr Schei tern fest .

Art. 16 Vol lzug der Verei nbarung

Di eien t ragen di e Verant wort ung für den Vol lzug der Verei nbarung, die si e abgeschl ossen haben.

Art. 17 Rückgabe an di e zust ändi ge B ehörde

1 Sobal d die Mediatori nnen oder M ediatoren i hre Aufgabe al s beendet eracht en, teilen si e der zust ändi gen B ehörde das Ergebni s der M ediation mit, i ndem si e i hr di e Verei nbarung zust ellen oder das Schei tern feststellen.
2 Ei n beendet es M ediationsverfahren kann ni cht wi eder aufgenom men werden.

Art. 18 Folgen für das Strafverfahren

1 Ist die Mediation erfolgreich, so verzichtet die Erm ittlungsrichterin oder der Erm ittlungsrichter auf die Stra fverfolgung gem äss Artikel 162 der Strafprozessordnung; di e Präsi dent in oder der Präsi dent der Jugendst rafkam mer wendet di e Art ikel 88 und 89 des Schwei zeri schen Strafgesetzbuches an.
2 Di e M assnahm en des Jugendst rafrecht s bl eiben vorbehal ten.

Art. 19 Verbot der Gel tendm achung von B ewei sen

Ungeachtet des Ergebnisses der Media tion kann sich niem and vor einer Straf-, Zi vil- oder Verwal tungsbe hörde auf di e i m Verl auf der Mediationsgespräche gem acht en Aussagen oder angefert igten Sch riftstü cke b erufen .

Art. 20 Un entgeltlich keit d es Verfah rens

Das Med iatio nsverfah ren ist u nentgeltlich .
5. Inkrafttreten

Art. 21

Diese Verordnung tritt am 1. Januar 2004 in Kraft.
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