Internationales Übereinkommen zur Bekämpfung der Verbreitung unzüchtiger Veröffentl... (0.311.41)
CH - Schweizer Bundesrecht

Internationales Übereinkommen zur Bekämpfung der Verbreitung unzüchtiger Veröffentlichungen

Abgeschlossen in Paris am 4. Mai 1910 Von der Bundesversammlung genehmigt am 28. Juni 1910 Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am 15. März 1911 In Kraft getreten für die Schweiz am 15. September 1911 (Stand am 11. Mai 2017) ¹ Der Originaltext findet sich unter der gleichen Nummer in der französischen Ausgabe dieser Sammlung.
Die Regierungen der nachstehend aufgeführten Staaten,
gleichmässig von dem Wunsche geleitet, nach Massgabe ihrer Gesetzgebung die gegenseitige Mitteilung von Nachrichten zur Ermittlung und Bekämpfung von Vergehen in Bezug auf unzüchtige Veröffentlichungen zu erleichtern, haben beschlossen, zu diesem Zwecke ein Übereinkommen zu treffen und haben infolgedessen ihre Bevollmächtigten ernannt, die vom 18. April bis zum 4. Mai 1910 zu einer Konferenz in Paris vereinigt gewesen sind und
nachstehende Bestimmungen vereinbart haben:
Art. 1
Jede der vertragschliessenden Regierungen verpflichtet sich, eine Amtsstelle einzurichten oder zu bezeichnen, der obliegt:
1. alle Nachrichten zu sammeln, welche die Ermittlung und die Bekämpfung derjenigen Handlungen erleichtern können, welche sich als Zuwiderhandlungen gegen ihre Landesgesetzgebung hinsichtlich unzüchtiger Schriften, Zeichnungen, Bilder oder Gegenstände darstellen und deren Tatbestandsmerkmale einen internationalen Charakter haben;
2. alle Nachrichten zu liefern, die geeignet sind, die Einfuhr der in Absatz 1 bezeichneten Veröffentlichungen oder Gegenstände zu hindern wie auch ihre Beschlagnahme zu sichern oder zu beschleunigen, alles innerhalb der Grenzen der Landesgesetzgebung;
3. die Gesetze mitzuteilen, die mit Beziehung auf den Gegenstand dieses Übereinkommens in ihren Staaten bereits erlassen sind oder noch erlassen werden.
Die vertragschliessenden Regierungen werden sich gegenseitig durch Vermittlung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen die gemäss diesem Artikel eingerichtete oder bezeichnete Amtsstelle² bekannt geben.³
² Als schweizerische Amtsstelle für den Vollzug dieses Übereinkommens wurde das Bundesamt für Polizeiwesen (Zentralstelle betreffend die Bekämpfung unsittlicher Veröffentlichungen) bezeichnet (Art. 9 Abs. 2 Bst. d der V vom 17. Nov. 1999 für das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement – SR 172.213.1 ).
³ Fassung gemäss Anhang zum Prot. vom 3. Dez. 1948, in Kraft seit 2. Febr. 1950 ( AS 1950 1248 ).
Art. 2
Die im Artikel 1 bezeichnete Amtsstelle soll das Recht haben, mit der in jedem der andern Vertragsstaaten errichteten gleichartigen Behörde unmittelbar zu verkehren.
Art. 3
Die im Artikel 1 bezeichnete Amtsstelle soll, falls die innere Gesetzgebung ihres Landes dem nicht entgegensteht, gehalten sein, die Strafnachrichten über die in diesem Lande erfolgten Verurteilungen den gleichartigen Behörden aller anderen Vertragsstaaten mitzuteilen, sofern es sich um Zuwiderhandlungen der im Artikel 1 bezeichneten Art handelt.
Art. 4 ⁴
Den Staaten, die dieses Übereinkommen nicht unterzeichnet haben, steht der Beitritt frei. Zu diesem Zwecke haben sie ihre Absicht durch eine Urkunde anzuzeigen, die im Archive der Organisation der Vereinten Nationen hinterlegt wird. Der Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen übersendet beglaubigte Abschriften davon einem jeden der Vertragsstaaten und jedem Mitgliedstaate der Organisation der Vereinten Nationen und benachrichtigt sie gleichzeitig vom Tage der Hinterlegung.
Sechs Monate nach diesem Tage tritt das Übereinkommen in Kraft im gesamten Gebiete des beitretenden Staates, der so Vertragsstaat wird.
⁴ Fassung gemäss Anhang zum Prot. vom 3. Dez. 1948, in Kraft seit 2. Febr. 1950 ( AS 1950 1248 ).
Art. 5
Dieses Übereinkommen tritt sechs Monate nach dem Tage der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden in Kraft.
Falls einer der Vertragsstaaten es kündigen sollte, würde die Kündigung nur in Ansehung dieses Staates wirksam werden.
Die Kündigung wird durch eine Urkunde angezeigt, die im Archive der Organisation der Vereinten Nationen hinterlegt wird. Der Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen übersendet jedem der Vertragsstaaten und allen Mitgliedstaaten der Organisation der Vereinten Nationen eine beglaubigte Abschrift der Urkunde und benachrichtigt sie gleichzeitig vom Tage der Hinterlegung.⁵
Das Übereinkommen tritt zwölf Monate nach diesem Tage im gesamten Gebiete des Staates, der es gekündigt hat, ausser Kraft.
⁵ Fassung gemäss Anhang zum Prot. vom 3. Dez. 1948, in Kraft seit 2. Febr. 1950 ( AS 1950 1248 ).
Art. 6
Dieses Übereinkommen soll ratifiziert, und die Ratifikationsurkunden sollen in Paris hinterlegt werden, sobald sechs der Vertragsstaaten hierzu in der Lage sind.
Über jede Hinterlegung von Ratifikationsurkunden wird ein Protokoll aufgenommen; von diesem ist eine beglaubigte Abschrift einem jeden der Vertragsstaaten auf diplomatischem Wege mitzuteilen.
Art. 7
Wünscht ein Vertragsstaat, dass dieses Übereinkommen in einer oder mehreren seiner Kolonien oder Besitzungen oder in einem oder mehreren seiner Konsulargerichtsbezirke in Kraft gesetzt wird, so hat er seine Absicht durch eine Urkunde anzuzeigen, die im Archive der Organisation der Vereinten Nationen hinterlegt wird. Der Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen wird eine beglaubigte Abschrift der Urkunde jedem Vertragsstaate und allen Mitgliedstaaten der Organisation der Vereinten Nationen zusenden und sie gleichzeitig vom Tage der Hinterlegung benachrichtigen.⁶
Das Übereinkommen wird sechs Monate nach diesem Tage in den Kolonien, Besitzungen oder Konsulargerichtsbezirken in Kraft treten, die in der Anzeige angegeben sind.
Die Kündigung des Übereinkommens durch einen der Vertragsstaaten für eine oder mehrere seiner Kolonien oder Besitzungen oder für einen oder mehrere seiner Konsulargerichtsbezirke soll in den Formen und unter den Bedingungen erfolgen, wie sie im Absatz 1 dieses Artikels bestimmt sind. Sie wird zwölf Monate nach dem Tage wirksam, an dem die Kündigungsurkunde im Archive der Organisation der Vereinten Nationen hinterlegt worden ist.
⁶ Fassung gemäss Anhang zum Prot. vom 3. Dez. 1948, in Kraft seit 2. Febr. 1950 (AS 1950 I 248).
Art. 8
Dieses Übereinkommen, welches das Datum vom 4. Mai 1910 tragen soll, kann durch die Bevollmächtigten der auf der Konferenz zur Bekämpfung der Verbreitung unzüchtiger Veröffentlichungen vertretenen Mächte bis zum 31. Juli d. J. in Paris unterzeichnet werden.
Geschehen in Paris, am vierten Mai eintausendneunhundertzehn in einer einzigen Ausfertigung, wovon eine gleichlautende Abschrift jeder der Signatarregierungen übermittelt werden wird.
(Es folgen die Unterschriften)

Geltungsbereich am 11. Mai 2017 ⁷

⁷ AS 1972 709 , 1984 225 , 2002 2728 , 2006 4439 , 2011 3665 und 2017 3227 . Eine aktualisierte Fassung des Geltungsbereiches findet sich auf der Internetseite des EDA (www.eda.admin.ch/vertraege).

Vertragsstaaten

Ratifikation

Beitritt (B)

Nachfolge­erklärung (N)

Inkrafttreten

Afghanistan a

10. Mai

1937

10. Mai

1937

Ägypten

29. Oktober

1924 B

29. Oktober

1924

Albanien

13. Oktober

1924 B

13. Oktober

1924

Argentinien

  3. Oktober

1936

Australien

12. April

1912

12. Oktober

1912

    Norfolk-Insel

29. Juni

1935

29. Juni

1935

Belarus

  8. September

1998 N

25. Dezember

1991

Belgien

15. März

1911

15. September

1911

Brasilien

  3. Juni

1924

  3. Dezember

1924

Bulgarien

18. Mai

1923 B

18. November

1923

China

24. Februar

1926 B

24. Februar

1926

    Hongkong b

10. Juni

1997

  1. Juli

1997

Dänemark

  8. April

1911

  8. Oktober

1911

Deutschland

15. März

1911

15. September

1911

El Salvador a

  2. Juli

1937 B

  2. Juli

1937

Fidschi

  1. November

1971 N

10. Oktober

1970

Finnland

14. August

1923 B

14. Februar

1924

Frankreich

15. März

1911

15. September

1911

Ghana

  7. April

1958 N

  5. März

1957

Griechenland a

  9. Oktober

1929 B

  9. Oktober

1929

Guatemala a

25. Oktober

1933 B

25. Oktober

1933

Haiti a

26. August

1953 B

26. August

1953

Indien

  1. Oktober

1913 B

  1. April

1914

Irak

26. April

1929 B

26. April

1929

Iran a

28. September

1932 B

28. September

1932

Irland

15. September

1930 B

15. September

1930

Island

26. Juli

1912 B

26. Januar

1913

Italien

15. März

1911

15. September

1911

Jamaika a

30. Juli

1964 N

  6. August

1962

Japan a

13. Mai

1936 B

13. Mai

1936

Jordanien a

11. Mai

1959 B

11. Mai

1959

Kambodscha a

30. März

1959 B

30. März

1959

Kanada

11. September

1911

11. März

1912

Kolumbien a

  8. November

1934 B

  8. November

1934

Kongo (Kinshasa)

31. Mai

1962 N

30. Juni

1960

Kuba a

20. September

1934 B

20. September

1934

Lesotho

28. November

1975 N

  4. Oktober

1966

Lettland

  7. Oktober

1925 B

  7. Oktober

1925

Liberia

16. September

2005 B

16. März

2006

Luxemburg

16. Mai

1911 B

16. November

1911

Madagaskar

10. April

1963 B

10. Oktober

1963

Malawi

22. Juli

1965 B

22. Juli

1965

Malaysia

31. August

1957 N

31. August

1957

Malta

24. März

1967 N

21. September

1964

Mauritius

18. Juli

1969 N

12. März

1968

Mexiko a

  9. Januar

1948 B

  9. Januar

1948

Monaco

11. Mai

1925 B

11. Mai

1925

Montenegro

23. Oktober

2006 N

  3. Juni

2006

Myanmar a

13. Mai

1949 B

13. Mai

1949

Neuseeland

  3. Januar

1912 B

  3. Juli

1912

Niederlande

  8. Juni

1912

  8. Dezember

1912

    Aruba

18. November

1921

18. Mai

1922

    Curaçao

18. November

1921

18. Mai

1922

    Karibische Gebiete (Bonaire,
    Sint Eustatius und Saba)

18. November

1921

18. Mai

1922

    Sint Maarten

18. November

1921

18. Mai

1922

Nigeria

26. Juni

1961 N

  1. Oktober

1960

Norwegen

  3. Januar

1912 B

  3. Juli

1912

Österreich

24. April

1912

24. Oktober

1912

Pakistan

12. November

1947 B

12. November

1947

Paraguay a

21. Oktober

1933 B

21. Oktober

1933

Peru

15. September

1924 B

Polen

19. Januar

1921 B

19. Juli

1921

Portugal

  6. Oktober

1911

  6. April

1912

Rumänien

  7. Juni

1926 B

  7. Juni

1926

Russland

15. Dezember

1911

15. Juni

1912

Salomon-Inseln

  3. September

1981 N

  7. Juli

1978

Sambia

  1. November

1974 N

24. Oktober

1964

San Marino

21. April

1926 B

21. April

1926

Schweiz

15. März

1911

15. September

1911

Serbien

12. März

2001 N

27. April

1992

Sierra Leone

13. März

1962 N

27. April

1961

Simbabwe

  1. Dezember

1998 N

18. April

1980

Slowakei

28. Mai

1993 N

  1. Januar

1993

Spanien

15. März

1911

15. September

1911

Sri Lanka

  3. Januar

1913

  3. Juli

1913

Südafrika

  8. November

1911 B

  8. Mai

1912

Tansania

28. November

1962 B

28. November

1962

Thailand

14. September

1923 B

14. März

1924

Trinidad und Tobago

11. April

1966 N

31. August

1962

Tschechische Republik

30. Dezember

1993 N

  1. Januar

1993

Türkei a

12. September

1929

12. September

1929

Ungarn

24. April

1912

24. Oktober

1912

Vereinigte Staaten

15. März

1911

15. September

1911

Vereinigtes Königreich

15. März

1911

15. September

1911

    Bermudas

  3. Januar

1913 B

  3. Juli

1913

    Falklandinseln

  3. Januar

1913 B

  3. Juli

1913

    Gibraltar

  3. Januar

1913 B

  3. Juli

1913

    Inseln unter dem Winde

  3. Januar

1913 B

  3. Juli

1913

    St. Helena

  3. Januar

1913

  3. Juli

1913

    Windward-Inseln (Grenada,
    St. Vincent und die
    Grenadinen, St. Lucia, Dominica)

  3. Januar

1913 B

  3. Juli

1913

Zypern

16. Mai

1963 N

16. August

1960

a Dieser Staat ist an das Übereink. gebunden infolge Beitritts zum Übereink. vom
12. Sept. 1923 (SR 0.311.42 Art. X Abs. 1).
b Vom 3. Juli 1913 bis zum 30. Juni 1997 war das Übereinkommen auf Grund einer
Ausdehnungserklärung des Vereinigten Königreichs in Hongkong anwendbar. Seit dem
1. Juli 1997 bildet Hongkong eine Besondere Verwaltungsregion (SAR) der Volksrepublik China. Auf Grund der chinesischen Erklärung vom 10. Juni 1997 ist das Übereinkommen seit 1. Juli 1997 auch in der SAR Hongkong anwendbar.

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